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September 7, 2023

Die Gleichnisse über das Wachen

 Das Gleichnis vom treuen und untreuen Knecht  Das Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen  Das Gleichnis von den anvertrauten Talenten (Matthäus 24,45-25,30)

Die leitende Körperschaft der WTG leitet ihren Anspruch, von Jehova als ‚treuer und verständiger Sklave‘ eingesetzt worden zu sein, um geistige Speise auszuteilen, von einer Passage ab, die von christlichen Theologen und christlichen Bibellesern jedoch einheitlich und zweifelsfrei als Gleichnis und nicht als prophetische Vorhersage identifiziert wird.

Dem Verständnis bibeltreuer Theologen nach folgt die Auslegung von Gleichnissen hermeneutischen Regeln, welche die Bibel selbst definiert. Hermeneutik ist die Wissenschaft der Auslegung von Texten. In letzter Konsequenz legt die Bibel sich selber aus. Fakt ist: Ein Gleichnis ist ein Bild, zum besseren Verständnis der Zuhörer meist aus dem alltäglichen Leben gegriffen, das einen geistlichen Sachverhalt anhand eines Vergleichs oder Bildes erläutern will. Der Großteil aller neutestamentlichen Gleichnisse spricht von der Realität und den Gesetzmäßigkeiten vom Reich Gottes. Die Gleichnisse in Matthäus 24-25 sind drei aufeinanderfolgende und inhaltlich eng zusammenhängende Gleichnisse, die jeweils einen anderen Aspekt desselben Themas behandeln und die in die sogenannten Endzeitreden Jesu eingebettet sind.

Während sich Jesus mit seinen Jüngern im Tempel und in der Stadt Jerusalem bewegt, prophezeit er die kommende Zerstörung des Tempels. Seine Jünger stellen ihm Fragen – Fragen, die auch heute von uns kommen könnten – Fragen, die sich auf die Zerstörung Jerusalems, aber auch auf das zweite Kommen Jesu sowie auf das Ende der Welt beziehen: »Sag uns, wann wird das geschehen, und woran können wir erkennen, dass du wiederkommst und das Ende der Welt da ist?« (Mt 24,3b NGÜ)

Jesus beantwortet diese Fragen nicht ‚gut deutsch‘ der Reihe nach, sondern macht eine Aufzählung von kommenden Geschehnissen. Er nennt keine Zeiten und er fordert auch nicht dazu auf, diese zu errechnen. Stattdessen fordert er zu Wachsamkeit auf – zu einem wachen Wahrnehmen der Zeichen der Zeit sowie einem wachsamen Nutzen der verbleibenden Zeit, die den Jüngern zur Verfügung steht. Er führt dabei auch aus, dass seine erneute Wiederkunft nicht verborgen geschieht, sondern für alle Welt sichtbar sein wird (Mt 24,27.30). Es ist ein eindringlicher Appell zur Wachsamkeit, der dann durch drei Gleichnisse illustriert und erläutert wird.

Jesus nimmt mehrere Vergleiche zur Hand, um eine Antwort deutlich zu machen: Er, Jesus, wird wiederkommen. Wann das ist, sagt Jesus nicht – also wissen wir es nicht – aber wir sollten immer darauf eingestellt sein. Bis dahin aber – in diesem Zeitraum, bis er dann tatsächlich wiedergekommen ist – ist das Wichtigste, dass wir WACHSAM sind und tun, wozu Jesus uns in diese Welt gesendet hat.

Das erste Gleichnis vom treuen und vom untreuen Knecht betont, wie wichtig es ist, das zu tun, wozu Jesus uns beauftragt hat. Ein Knecht hat die Aufgabe, das auszuführen, was sein Herr ihm aufgetragen hat. Dasselbe gilt für die Nachfolger Jesu: Sie sollen in Treue das tun, wozu Jesus, der Herr, sie beauftragt hat – und zwar solange, bis er wiederkommt. Dies gilt für jeden einzelnen Nachfolger Jesu, der auf sein Wiederkommen wartet, ist aber sicherlich auch für die Gemeinde Jesu insgesamt geltend. Dass Jesus in diesem Gleichnis von Jehova und (s)einer bestimmten Organisation spricht, ist dagegen nicht ersichtlich und lässt sich auch nicht aufgrund anderer Bibelstellen belegen.

Das Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen betont die Wichtigkeit des Öls in dieser Zeit des Wachens, d.h. der Zeit des Wartens auf das sichtbare Wiederkommen Jesu in diese Welt. Wie so oft in der Bibel steht das Öl für den Heiligen Geist (vgl. Jes 61,1; Apg 10,38, wo Salbung mit Öl für den Heiligen Geist steht). Dieses Gleichnis hat seinen Höhepunkt in der Aussage: Darum wacht – ihr wisst nicht, wie lange die Zeit ist. Und gleichermaßen wichtig: Zum Wachen und Entgegengehen brauchst du ausreichend Öl. Du musst mit dem Heiligen Geist erfüllt sein, dein Gefäß – du selbst – musst gefüllt sein, denn wenn es so weit ist, wäre es zum Nachfüllen zu spät. Die Zeit des Wachens und Wartens bis zum Ende kann nur mit der Fülle des Heiligen Geistes ‚im Gepäck‘ erfolgreich absolviert werden. Auch dieser Appell richtet sich wieder an jeden einzelnen Jünger Jesu und ist damit gleichermaßen für die gesamte Gemeinde der an Jesus Gläubigen gültig.

Das dritte Gleichnis in dieser Reihe spricht von den Talenten, die Gott uns anvertraut hat. Talente waren ein Zahlungsmittel (wenngleich das Bild gleichzeitig auch gut auf unsere Begabungen unsere sonstigen Ressourcen übertragen werden kann), und Jesus ruft seine Jünger eindringlich dazu auf, das, was Gott uns anvertraut hat, aktiv und gewinnbringend für unseren Herrn einzusetzen. Passivität hat keinen Platz, Knechte haben (wie bereits im ersten Gleichnis deutlich wird) die Verpflichtung, den Willen ihres Herrn auszuführen und das in seinem Sinne und zu seinen Gunsten.

Das dritte Gleichnis weist Parallelen zum ersten Gleichnis auf, das zweite Gleichnis zeigt auf, aus welcher Kraft heraus diese Aufgabe nur erfolgreich zu schaffen ist.

Es geht hier auch nicht um die Frage von „bin ich verloren oder errettet“. Gleichnisse wollen immer einen bestimmten Sachverhalt illustrieren – nicht alle Einzelheiten ausdeuten. Diese drei Gleichnisse unterstreichen und illustrieren die Aussagen Jesu, die direkt davor und danach stehen, seinen eindringlichen Appell zur Wachsamkeit in Bezug auf die Zeichen der Zeit und sein zweites Kommen vor dem Ende. Der Zeitraum bis Jesus wiederkommt dauert nun schon über 2.000 Jahre an. Aber entscheidend für jeden von uns ist die Spanne unseres eigenen Lebens, damit wir ‚Gottes Willen in unserer Generation erfüllen‘ (vgl. Hebr 12).

Wozu genau ruft Jesus uns auf, was heißt es denn, seinen Auftrag zu erfüllen und damit den Willen Gottes in unserem Leben umzusetzen? Jesus formuliert es mit seinen letzten Worten, bevor er in den Himmel aufgenommen wurde, in Apostelgeschichte 1,5-8 (NGÜ) sehr deutlich:

»Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet mit dem Heiligen Geist getauft werden, und das schon in wenigen Tagen.« Diese Ankündigung führte dazu, dass die Apostel, als sie ein weiteres Mal mit Jesus zusammen waren, ihm die Frage stellten: »Herr, ist jetzt die Zeit gekommen, in der du das israelitische Reich wiederherstellst?« Jesus gab ihnen zur Antwort: »Es steht euch nicht zu, Zeitspannen und Zeitpunkte zu kennen, die der Vater festgelegt hat und über die er allein entscheidet. Aber wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt, werdet ihr mit seiner Kraft ausgerüstet werden, und das wird euch dazu befähigen, meine Zeugen zu sein – in Jerusalem, in ganz Judäa und Samarien und überall sonst auf der Welt, selbst in den entferntesten Gegenden der Erde.«

Wir sind gerufen, Zeugen Jesu zu sein, und das – ganz im Sinne des zweiten Gleichnisses – aus der Kraft des Heiligen Geistes heraus, mit dem Jesus selbst uns erfüllen will. 

Autorin: Heidi J.
Bildnachweis: Image by jcomp on Freepik

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